Einleitung zur Inszenierung alter Sagen aus dem deutschen Sprachraum

Liebe Gäste,

wir haben Sie dazu eingeladen, heute Abend mit uns in die Welt alter Sagen einzutauchen. Diese Erzählungen werben nicht, sie stehen in ihrer kargen aber eindrücklichen Art für sich, wie ein alter knorriger Baum. Wer hat nicht schon das eine oder andere Mal sinnend vor einem gewaltig verzweigten und verschlungenen Wurzelwerk gestanden? Für einen Moment gehen wir innerlich auf die Reise, lassen uns in schattige Höhlungen ziehen, entdecken hier ein Profil, da eine Fratze, erinnern uns vielleicht an Geschichten aus der Kindheit, als es uns noch leicht fiel , uns Gnomen, gewaltige Riesen , Hexen und schöne Prinzessinen vorzustellen. Und wir erinnern uns vielleicht noch an einen Dachboden, den wir als Kind höchst interessant aber auch unheimlich fanden, oder an die Keller alter Häuser mit der nachtschwarzen Kohlenecke und dem Beil, das im Hackklotz steckte. Mühlen, Burgen, Türme, Gebälk, ein Tor, mal ein Fluß, ein See, hier und da ein Fels…das sind die schlichten Kulissen vor denen hier Allzumenschliches die wunderlichsten Verbindungen mit dem Phantastischen eingeht. Das ganze Spektrum der Grundempfindungen wie Neid, Habgier, Ängste, Verführbarkeit, Triumph, Hinterlist und Kräftemessen werden ohne Schnörkel dargestellt. Wer möchte behaupten, daß es in dieser Hinsicht vernünftig zugehe unter den Menschen? Wie kann man seinen Täuschungen aufsitzen, von ihnen genarrt werden oder sich verlaufen in seelischen Untiefen!

Die Sagen haben etwas von der Pointenlosigkeit der meisten Träume, in denen wir alles Nicht- Bewältigte verarbeiten. In unseren Träumen entstehen oft die sonderbarsten Geschichten. Auch das kennt jeder.

Was sind Riesen, Ritter, Zauberer, Narren, Irrlichter und sonstige gespenstische Wesen? Im Grunde wissen wir das.

Diese Geschichten stammen aus alten Tagen, als die Welt noch ruhiger und nicht so bebaut war. Die Grundfarben der menschlichen Natur werden hier unverblümt geschildert. Ängste mit magischen Visionen gebannt. Stoff für solche Geschichten gibt es heute noch, denn immer noch ist das Leben geheimnisvoll, weitgehend unerklärlich, rätselhaft, erschreckend und überraschend. Erstaunlich oft kommen wir mit heiler Haut davon und finden Mittel und Wege, unser Dasein zu gestalten. Nicht zuletzt mit einer gewissen Portion Witz und Humor, mit denen die Sagen auch gespickt sind.

Wir haben uns den Sagen genähert auf der Suche nach Vertrautem, aber auch mit der Bereitschaft, Fremdartiges auf uns wirken zu lassen. Wir werden mit eigenen fotografischen Notizen, Musik und Theaterelementen versuchen, eine Türe zu öffnen zu der Welt dieser Sagen.

Sprecherin ist Petra Sörensen-Bataineh. Vorstellen möchte ich weiterhin Petra Reichrath und Claudia Laß als Musikerinnen, Markus Hellemanns, der die Präsentation der Bilder und Einspielungen vorbereitet hat und Oliver Hütten, der als Tontechniker für guten Klang im Raum sorgen wird. Mein Name ist Aurelia M. Reuter.

Einen Dank möchten wir Michaela Tancou aussprechen, die hier in der Gemeinde als Kirchenmusikerin tätig ist: Sie erlebte im letzten Jahr unsere Aufführung in Oberhausen und lud uns ein.

Wenn Sie für eine Weile Ort und Zeit vergessen haben, werden wir zufrieden sein.

(Aurelia M. Reuter, 9. November 2013)

 
 

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